• Wehe den Besiegten! Nach der Wiedervereinigung wurden Waffen und Know How der NVA ausgeschlachtet und landeten bei NATO und Bundeswehr. #DDR
Selten hatte in der Geschichte ein Land die Gelegenheit, sich Armee und Ausrüstung eines anderen anzueignen, das zuvor als „feindlich“ gegolten hatte. Nach der Wende stand Westdeutschland vor dem Dilemma, die Nationale Volksarmee (NVA) zwar immer noch insgeheim zu verachten, jedoch zugeben zu müssen: wir können sie gut gebrauchen. Jedenfalls Waffen und Ausrüstung und auch militärisches Know How. Die soziale Absicherung der Soldaten, die in den Wendejahren oftmals ihre Stellung verloren, hielt man für vernachlässigbar. Dem bestehenden Dilemma begegnete die Bundesrepublik Deutschland mit einer Doppelstrategie. Sie baute erstens einseitig die Bestände der NVA ab, um in jener Epoche der Entspannungspolitik ihre Abrüstungsverpflichungen zu erfüllen, und ließ indes die Bundeswehr in ihrer alten Stärke bestehen. Zweitens wurde alles Verwertbare aus der DDR-Armee der Bundeswehr hinzugefügt – und mehr noch: den NATO-Partnern zur Verfügung gestellt, bei denen man sich lieb Kind machen wollte. Ein Blick auf einen vergessenen und verdrängten Aspekt der deutschen Geschichte.
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Selten hatte in der Geschichte ein Land die Gelegenheit, sich Armee und Ausrüstung eines anderen anzueignen, das zuvor als „feindlich“ gegolten hatte. Nach der Wende stand Westdeutschland vor dem Dilemma, die Nationale Volksarmee (NVA) zwar immer noch insgeheim zu verachten, jedoch zugeben zu müssen: wir können sie gut gebrauchen. Jedenfalls Waffen und Ausrüstung und auch militärisches Know How. Die soziale Absicherung der Soldaten, die in den Wendejahren oftmals ihre Stellung verloren, hielt man für vernachlässigbar. Dem bestehenden Dilemma begegnete die Bundesrepublik Deutschland mit einer Doppelstrategie. Sie baute erstens einseitig die Bestände der NVA ab, um in jener Epoche der Entspannungspolitik ihre Abrüstungsverpflichungen zu erfüllen, und ließ indes die Bundeswehr in ihrer alten Stärke bestehen. Zweitens wurde alles Verwertbare aus der DDR-Armee der Bundeswehr hinzugefügt – und mehr noch: den NATO-Partnern zur Verfügung gestellt, bei denen man sich lieb Kind machen wollte. Ein Blick auf einen vergessenen und verdrängten Aspekt der deutschen Geschichte.
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Wehe den Besiegten!
Selten hatte in der Geschichte ein Land die Gelegenheit, sich Armee und Ausrüstung eines anderen anzueignen, das zuvor als „feindlich“ gegolten hatte. Nach der Wende stand Westdeutschland vor dem Dilemma, die Nationale Volksarmee (NVA) zwar immer noch insgeheim…
• Die Furcht vor der Freiheit: In 40 Jahren DDR hat es die Ideologie des Marxismus-Leninismus nicht fertig gebracht, einen „neuen Menschen“ zu „erziehen“. #DDR
Die kritische Betrachtung dessen, was den Menschen in der DDR im Jahre 1990 versprochen wurde, führt in der Regel zur Erkenntnis, dass diese Versprechen nicht gehalten wurden. Die Mächtigen und die Beherrschten des untergehenden Systems wurden kollektiv Opfer des neuen Systems. Es stellt sich aber die Frage, ob eine solcherart verkürzte Betrachtung für die Herausforderungen der Gegenwart tatsächlich hilfreich ist. Gewiss, die DDR-Bürger wurden zum Konsumismus verführt und hinters Licht geführt. Dass man das mit ihnen machen konnte, hat aber auch damit zu tun, dass die Menschen in ihrer Mehrheit der Sicherheit den Vorzug vor der Freiheit gaben. Die Vielfalt der Optionen, die sich in einer chaotischen Übergangssituation plötzlich auftat, machte ihnen Angst.
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Die kritische Betrachtung dessen, was den Menschen in der DDR im Jahre 1990 versprochen wurde, führt in der Regel zur Erkenntnis, dass diese Versprechen nicht gehalten wurden. Die Mächtigen und die Beherrschten des untergehenden Systems wurden kollektiv Opfer des neuen Systems. Es stellt sich aber die Frage, ob eine solcherart verkürzte Betrachtung für die Herausforderungen der Gegenwart tatsächlich hilfreich ist. Gewiss, die DDR-Bürger wurden zum Konsumismus verführt und hinters Licht geführt. Dass man das mit ihnen machen konnte, hat aber auch damit zu tun, dass die Menschen in ihrer Mehrheit der Sicherheit den Vorzug vor der Freiheit gaben. Die Vielfalt der Optionen, die sich in einer chaotischen Übergangssituation plötzlich auftat, machte ihnen Angst.
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Die Furcht vor der Freiheit
Die kritische Betrachtung dessen, was den Menschen in der DDR im Jahre 1990 versprochen wurde, führt in der Regel zur Erkenntnis, dass diese Versprechen nicht gehalten wurden. Die Mächtigen und die Beherrschten des untergehenden Systems wurden kollektiv Opfer…
• In Katerstimmung: Im Jahr zwei nach der deutschen Wende breiteten sich im Osten gemischte Gefühle aus. #DDR
Filme über die DDR enden oft mit einem kräftigen Happy End: dem Tanz der Massen auf der Mauer am 9. November 1989. Wie bei einer Hochzeit zwischen zwei Menschen gehen nach diesem Augenblick höchsten Glücks aber die Probleme erst richtig los. Es ist daher sinnvoll, den Blick zurück auf die ersten Jahre nach der Wende zu richten. Damals hatten Fehlentwicklungen schon begonnen, vieles war aber noch offen. Welche ihrer Träume sahen ehemalige DDR-Bürger verraten — und von wem? Vermochten sie noch Pläne für eine bessere Zukunft zu entwerfen? Hatten die Schwierigkeiten nur mit dem schweren Erbe des SED-Regimes zu tun? Oder ist nicht vielmehr jede Ehe zum Scheitern verurteilt, bei der ein Partner vom anderen bedingungslose Selbstaufgabe und Anpassung verlangt? Auf der Festveranstaltung zum 1. Jahrestag der deutschen Einheit des Kreistages Schwerin-Land am 26. September 1991 im Kulturhaus Crivitz hielt Winfried Wolk als Vorsitzender der Fraktion Neues Forum/Grüne die folgende Rede.
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Filme über die DDR enden oft mit einem kräftigen Happy End: dem Tanz der Massen auf der Mauer am 9. November 1989. Wie bei einer Hochzeit zwischen zwei Menschen gehen nach diesem Augenblick höchsten Glücks aber die Probleme erst richtig los. Es ist daher sinnvoll, den Blick zurück auf die ersten Jahre nach der Wende zu richten. Damals hatten Fehlentwicklungen schon begonnen, vieles war aber noch offen. Welche ihrer Träume sahen ehemalige DDR-Bürger verraten — und von wem? Vermochten sie noch Pläne für eine bessere Zukunft zu entwerfen? Hatten die Schwierigkeiten nur mit dem schweren Erbe des SED-Regimes zu tun? Oder ist nicht vielmehr jede Ehe zum Scheitern verurteilt, bei der ein Partner vom anderen bedingungslose Selbstaufgabe und Anpassung verlangt? Auf der Festveranstaltung zum 1. Jahrestag der deutschen Einheit des Kreistages Schwerin-Land am 26. September 1991 im Kulturhaus Crivitz hielt Winfried Wolk als Vorsitzender der Fraktion Neues Forum/Grüne die folgende Rede.
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In Katerstimmung
Filme über die DDR enden oft mit einem kräftigen Happy End: dem Tanz der Massen auf der Mauer am 9. November 1989. Wie bei einer Hochzeit zwischen zwei Menschen gehen nach diesem Augenblick höchsten Glücks aber die Probleme erst richtig los. Es ist daher…
• Star-Fußballer zum Schnäppchenpreis: Gemeinsam mit der DDR-Industrie wurde ab 1990 auch der Ost-Fußball plattgemacht. #DDR
Der Berliner Publizist und Experte für Fußballkultur Frank Willmann erklärt im Rubikon-Interview, wie westdeutsche Verantwortliche den ostdeutschen Fußball in der Wendezeit ausplünderten. Topspieler wurden für kleines Geld in die Bundesliga geholt. Die unvorbereiteten Ost-Clubs ließ der Deutsche Fußballbund (DFB) „am langen Arm verhungern“ und überließ sie kriminellen Geschäftemachern. Wettbewerbsfähige Konkurrenz konnten die West-Clubs nicht gebrauchen. Parallelen zur Deindustrialisierung durch die Treuhand sind unverkennbar.
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Der Berliner Publizist und Experte für Fußballkultur Frank Willmann erklärt im Rubikon-Interview, wie westdeutsche Verantwortliche den ostdeutschen Fußball in der Wendezeit ausplünderten. Topspieler wurden für kleines Geld in die Bundesliga geholt. Die unvorbereiteten Ost-Clubs ließ der Deutsche Fußballbund (DFB) „am langen Arm verhungern“ und überließ sie kriminellen Geschäftemachern. Wettbewerbsfähige Konkurrenz konnten die West-Clubs nicht gebrauchen. Parallelen zur Deindustrialisierung durch die Treuhand sind unverkennbar.
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Star-Fußballer zum Schnäppchenpreis
Der Berliner Publizist und Experte für Fußballkultur Frank Willmann erklärt im Rubikon-Interview, wie westdeutsche Verantwortliche den ostdeutschen Fußball in der Wendezeit ausplünderten. Topspieler wurden für kleines Geld in die Bundesliga geholt. Die unvorbereiteten…
• Blühende Landschaften: Altkanzler Helmut Kohl hatte den Ostdeutschen blühende Landschaften versprochen — und wohl vergessen, anzumerken, dass er damit Friedhöfe meinte. #DDR
Die Wende hatte — neben tragischen — gewiss auch komische Seite. Michael Schneider hat die Zeitstimmung in vier satirischen Sketchen eingefangen. Wir erleben, wie Närrinnen und Narren aus Ost und West ihr Possenspiel aufführe. Vergnügliche, aber auch bittere Wahrheiten kommen ans Tageslicht...
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Die Wende hatte — neben tragischen — gewiss auch komische Seite. Michael Schneider hat die Zeitstimmung in vier satirischen Sketchen eingefangen. Wir erleben, wie Närrinnen und Narren aus Ost und West ihr Possenspiel aufführe. Vergnügliche, aber auch bittere Wahrheiten kommen ans Tageslicht...
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Blühende Landschaften
Die Wende hatte — neben tragischen — gewiss auch komische Seiten. Michael Schneider hat die Zeitstimmung in seinem Theaterstück „Blühende Landschaften — eine deutsche Farce“ eingefangen. Wir erleben in vier ausgewählten Szenen, wie Närrinnen und Narren aus…
• Alles auf Anfang: Wie ein paar Ossis den Kulturschock das Jahres 1989 erlebten. #DDR
Wie sich die Auflösung der DDR und die Wiedervereinigung im Allgemeinen vollzogen haben, darüber wurden schon viele schlaue Dinge geschrieben. Manchmal ist es aber auch hilfreich, konkret zu werden und sich ein paar Einzelschicksale genauer anzuschauen. Hierbei hilft die Form des realitätsnahen Romans, die Rainer Schneider für sein Buch wählte. Scholle und seine Frau Petra sind zwei solche Menschen. Sie wurden 1989 mit der Maueröffnung abrupt in eine ihnen völlig fremde Welt katapultiert. Ihr Bild von Zukunft veränderte sich von einem Moment auf den anderen. Doch der Kulturschock im Westen war nicht nur ein Zuckerschlecken. Schnell wurde deutlich, dass auch „drüben“ nicht alles Gold ist was glänzt...
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Wie sich die Auflösung der DDR und die Wiedervereinigung im Allgemeinen vollzogen haben, darüber wurden schon viele schlaue Dinge geschrieben. Manchmal ist es aber auch hilfreich, konkret zu werden und sich ein paar Einzelschicksale genauer anzuschauen. Hierbei hilft die Form des realitätsnahen Romans, die Rainer Schneider für sein Buch wählte. Scholle und seine Frau Petra sind zwei solche Menschen. Sie wurden 1989 mit der Maueröffnung abrupt in eine ihnen völlig fremde Welt katapultiert. Ihr Bild von Zukunft veränderte sich von einem Moment auf den anderen. Doch der Kulturschock im Westen war nicht nur ein Zuckerschlecken. Schnell wurde deutlich, dass auch „drüben“ nicht alles Gold ist was glänzt...
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Alles auf Anfang
Wie sich die Auflösung der DDR und die Wiedervereinigung im Allgemeinen vollzogen haben, darüber wurden schon viele schlaue Dinge geschrieben. Manchmal ist es aber auch hilfreich, konkret zu werden und sich ein paar Einzelschicksale genauer anzuschauen. Hierbei…
• Vom Regen in die Traufe: Die DDR-Bürger haben sich von einem repressiven System ins nächste gerettet. Hans-Joachim Maaz und Andreas Peglau bemühten sich im Frühjahr 1989 um eine Analyse der DDR-Gesellschaft — kurz vor deren Untergang. #DDR
Am 16. März 1990, zwei Tage vor den ersten staatlich nicht kontrollierten Wahlen in der DDR, traf ich den Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz einmal mehr in seiner Klinik in Halle/Saale zum Gespräch. Zwei Tage danach war klar: Der haushohe Sieg der CDU beziehungsweise der „Allianz für Deutschland“ — abgekürzt AfD — hatte die Weichen gestellt zum Ende der DDR. Am 19. März 1990 lief dann unser Gespräch bei Jugendradio DT64 im Abendprogramm. Die Kernfrage, die uns beschäftigte, war: Warum sucht das Gros der DDR-Bevölkerung nach dem erfolgreichen Ausbruch aus einem autoritären System umgehend nach neuartigen Möglichkeiten, sich unterzuordnen?
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Am 16. März 1990, zwei Tage vor den ersten staatlich nicht kontrollierten Wahlen in der DDR, traf ich den Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz einmal mehr in seiner Klinik in Halle/Saale zum Gespräch. Zwei Tage danach war klar: Der haushohe Sieg der CDU beziehungsweise der „Allianz für Deutschland“ — abgekürzt AfD — hatte die Weichen gestellt zum Ende der DDR. Am 19. März 1990 lief dann unser Gespräch bei Jugendradio DT64 im Abendprogramm. Die Kernfrage, die uns beschäftigte, war: Warum sucht das Gros der DDR-Bevölkerung nach dem erfolgreichen Ausbruch aus einem autoritären System umgehend nach neuartigen Möglichkeiten, sich unterzuordnen?
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Vom Regen in die Traufe
Am 16. März 1990, zwei Tage vor den ersten staatlich nicht kontrollierten Wahlen in der DDR, traf ich den Psychotherapeuten Hans-Joachim Maaz einmal mehr in seiner Klinik in Halle/Saale zum Gespräch. Zwei Tage danach war klar: Der haushohe Sieg der CDU beziehungsweise…
• Krimi-Propaganda zur DDR: Kalte-Krimi-Krieger bei ARD und ZDF feierten mit Rachemorden ein Propagandafest zum Mauerfall. #DDR
Zum Jubiläum des Mauerfalls warten ARD und ZDF mit Anti-DDR-Krimis auf. Listige Geschichtsklitterung wird mit raffinierter Propaganda verbunden: Die DDR als korrupter Unrechtsstaat, regiert von Monstren und Verbrechern. „Das wird langsam langweilig. Wie wäre es einmal mit Vergangenheitsbewältigung zum Thema Bananen, liebe Tatort- und SOKO-Produzenten?“, fragt Filmkritiker Hannes Sies.
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Zum Jubiläum des Mauerfalls warten ARD und ZDF mit Anti-DDR-Krimis auf. Listige Geschichtsklitterung wird mit raffinierter Propaganda verbunden: Die DDR als korrupter Unrechtsstaat, regiert von Monstren und Verbrechern. „Das wird langsam langweilig. Wie wäre es einmal mit Vergangenheitsbewältigung zum Thema Bananen, liebe Tatort- und SOKO-Produzenten?“, fragt Filmkritiker Hannes Sies.
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Krimi-Propaganda zur DDR
Zum Jubiläum des Mauerfalls warten ARD und ZDF mit Anti-DDR-Krimis auf. Listige Geschichtsklitterung wird mit raffinierter Propaganda verbunden: Die DDR als korrupter Unrechtsstaat, regiert von Monstren und Verbrechern. „Das wird langsam langweilig. Wie wäre…
• Die Schicksalsgefährten: 1989 war nicht nur für Deutschland, sondern auch für Russland ein Schwellenjahr, das nicht hielt, was sich viele von ihm versprochen hatten.
Um Zeitgeschichte zu verstehen, ist es manchmal hilfreich, in der Geschichte weiter zurückzugehen und zu den Wurzeln gegenwärtiger Probleme vorzudringen. Das Jahr 1989 war da Ergebnis einiger zusammenlaufender Entwicklungsstränge, aber auch die Geburtsstunde neuer, bis heute folgenträchtiger Entwicklungen. Aus wirtschaftlichen Gründen hatte die Sowjetunion ihr imperiales Überengagement in Osteuropa zurückgefahren. Es entstand ein Macht-Vakuum, das Freiräume für die Emanzipationsbewegungen in vielen Warschauer-Pakt-Staaten bot. Die Sowjet-Führung unter Gorbatschow wiegte sich zeitweise in der Illusion, sie könne ihre Satellitenstaaten in die Unabhängigkeit entlassen und die Rüstung zurückfahren, ohne dabei den Status als Supermacht einzubüßen. Viele Deutsche indes träumten in den Wendejahren von einem dauerhaften Frieden zwischen den ehemals verfeindeten Blöcken. Heute stehen deutsche Soldaten wieder in vielen Teilen der Welt. Die NATO mit Gesamtdeutschland als voll integriertem Mitglied versucht die Labilität des auseinandergebrochenen ehemals sozialistischen Machtblocks auszunutzen und treibt Russland in die Enge.
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#Wende #Russland #NATO #DDR #BRD
Um Zeitgeschichte zu verstehen, ist es manchmal hilfreich, in der Geschichte weiter zurückzugehen und zu den Wurzeln gegenwärtiger Probleme vorzudringen. Das Jahr 1989 war da Ergebnis einiger zusammenlaufender Entwicklungsstränge, aber auch die Geburtsstunde neuer, bis heute folgenträchtiger Entwicklungen. Aus wirtschaftlichen Gründen hatte die Sowjetunion ihr imperiales Überengagement in Osteuropa zurückgefahren. Es entstand ein Macht-Vakuum, das Freiräume für die Emanzipationsbewegungen in vielen Warschauer-Pakt-Staaten bot. Die Sowjet-Führung unter Gorbatschow wiegte sich zeitweise in der Illusion, sie könne ihre Satellitenstaaten in die Unabhängigkeit entlassen und die Rüstung zurückfahren, ohne dabei den Status als Supermacht einzubüßen. Viele Deutsche indes träumten in den Wendejahren von einem dauerhaften Frieden zwischen den ehemals verfeindeten Blöcken. Heute stehen deutsche Soldaten wieder in vielen Teilen der Welt. Die NATO mit Gesamtdeutschland als voll integriertem Mitglied versucht die Labilität des auseinandergebrochenen ehemals sozialistischen Machtblocks auszunutzen und treibt Russland in die Enge.
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Die Schicksalsgefährten
Um Zeitgeschichte zu verstehen, ist es manchmal hilfreich, in der Geschichte weiter zurückzugehen und zu den Wurzeln gegenwärtiger Probleme vorzudringen. Das Jahr 1989 war das Ergebnis einiger zusammenlaufender Entwicklungsstränge, aber auch die Geburtsstunde…
• Die russische Sicht: Ein Botschafter der Sowjetunion in Berlin, berichtet, wie er 1989 die Maueröffnung miterlebte.
Igor Maximytschew wurde 1932 in der turkmenischen Stadt Tachta-Basar, nicht weit von der Grenze zu Afghanistan, geboren. Nach der Ausbildung an der Moskauer Diplomatenschule MGIMO wurde er 1958 Referent der gerade erst eröffneten Botschaft der Sowjetunion in Bonn und später Referent der sowjetischen Botschaften in Paris und Berlin. In Deutschland ist Maximytschew durch Kolumnen in der Wochenzeitung „Freitag“, Auftritte bei Maybrit Illner und verschiedene Bücher und Aufsätze über die deutsch-russischen Beziehungen bekannt, zum Beispiel „Der Anfang vom Ende. Deutsch-sowjetische Beziehungen 1933 — 1939“ aus dem Jahr 1987, „Russland begreifen“ von 2018. Als Mitarbeiter der Botschaft in Bonn hatte Maximytschew häufig Kontakt mit Konrad Adenauer und westdeutschen Industriellen, die der Sowjetunion damals Milliardenkredite versprachen, wenn der sowjetische Botschafter auf die DDR-Führung einwirken würde, damit sie von ihrem Plan, den Sozialismus aufzubauen, Abstand nähme. Ulrich Heyden interviewte diesen wichtigen Zeitzeugen und ergänzt sein Interview durch einige eigene Betrachtungen.
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#Wende #Russland #DDR #BRD
Igor Maximytschew wurde 1932 in der turkmenischen Stadt Tachta-Basar, nicht weit von der Grenze zu Afghanistan, geboren. Nach der Ausbildung an der Moskauer Diplomatenschule MGIMO wurde er 1958 Referent der gerade erst eröffneten Botschaft der Sowjetunion in Bonn und später Referent der sowjetischen Botschaften in Paris und Berlin. In Deutschland ist Maximytschew durch Kolumnen in der Wochenzeitung „Freitag“, Auftritte bei Maybrit Illner und verschiedene Bücher und Aufsätze über die deutsch-russischen Beziehungen bekannt, zum Beispiel „Der Anfang vom Ende. Deutsch-sowjetische Beziehungen 1933 — 1939“ aus dem Jahr 1987, „Russland begreifen“ von 2018. Als Mitarbeiter der Botschaft in Bonn hatte Maximytschew häufig Kontakt mit Konrad Adenauer und westdeutschen Industriellen, die der Sowjetunion damals Milliardenkredite versprachen, wenn der sowjetische Botschafter auf die DDR-Führung einwirken würde, damit sie von ihrem Plan, den Sozialismus aufzubauen, Abstand nähme. Ulrich Heyden interviewte diesen wichtigen Zeitzeugen und ergänzt sein Interview durch einige eigene Betrachtungen.
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Die russische Sicht
Igor Maximytschew wurde 1932 in der turkmenischen Stadt Tachta-Basar, nicht weit von der Grenze zu Afghanistan, geboren. Nach der Ausbildung an der Moskauer
• Die falsche Doktrin: Ein ehemaliger NVA-Offizier warnt vor dem Prinzip „Friedenssicherung durch Abschreckung“.
Es ist für den Geist nicht förderlich, die Welt über Jahrzehnte aus dem selben einseitigen Blickwinkel zu betrachten. Mehrere Perspektiven erweitern das Bewusstsein. Insofern haben ehemalige DDR-Bürger einen Startvorteil. Sie waren hintereinander in zwei verschiedenen politischen System und Kulturen zuhause, die eines gemeinsam hatten: Jede Seite hielt ihre Wahrnehmungsweise für die einzig wahre. Wilfried Schreiber war NVA-Offzier gewesen und hatte in dieser Funktion auch Bunderswehr-Soldaten kennen und schätzen gelernt. Beiden Seiten war der Wille zum Frieden gemeinsam. Jetzt, nach dem Ende der Blockkonfrontation, vermisst er den Respekt vor den DDR-Biografien. Ebenso die Dankbarkeit gegenüber der Sowjetunion, die Ostdeutschland ziehen ließ, ohne dass ein einziger Schuss gefallen wäre. Schreiber beobachtet mit Schrecken wie sich militärische und politische Spannungen erneut hochschaukeln. Dafür vor allem verantwortlich ist für ihn vor allem die Anmaßung, am westlichen Wesen solle die Welt genesen.
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#NATO #Militarismus #DDR
Es ist für den Geist nicht förderlich, die Welt über Jahrzehnte aus dem selben einseitigen Blickwinkel zu betrachten. Mehrere Perspektiven erweitern das Bewusstsein. Insofern haben ehemalige DDR-Bürger einen Startvorteil. Sie waren hintereinander in zwei verschiedenen politischen System und Kulturen zuhause, die eines gemeinsam hatten: Jede Seite hielt ihre Wahrnehmungsweise für die einzig wahre. Wilfried Schreiber war NVA-Offzier gewesen und hatte in dieser Funktion auch Bunderswehr-Soldaten kennen und schätzen gelernt. Beiden Seiten war der Wille zum Frieden gemeinsam. Jetzt, nach dem Ende der Blockkonfrontation, vermisst er den Respekt vor den DDR-Biografien. Ebenso die Dankbarkeit gegenüber der Sowjetunion, die Ostdeutschland ziehen ließ, ohne dass ein einziger Schuss gefallen wäre. Schreiber beobachtet mit Schrecken wie sich militärische und politische Spannungen erneut hochschaukeln. Dafür vor allem verantwortlich ist für ihn vor allem die Anmaßung, am westlichen Wesen solle die Welt genesen.
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Die falsche Doktrin
Es ist für den Geist nicht förderlich, die Welt über Jahrzehnte aus dem selben einseitigen Blickwinkel zu betrachten. Mehrere Perspektiven erweitern das